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Der technische und digitale Fortschritt der letzten zwei bis drei Jahrzehnte hat die Gesellschaft geprägt: Soziale Medien wie Instagram, YouTube, Facebook oder TikTok sind aus dem beruflichen wie privaten Alltag vieler Menschen heute nicht mehr wegzudenken – rund fünf Milliarden Menschen weltweit nutzen diese Webseiten regelmäßig. Die damit verbundene Reichweite wird nicht nur verwendet, um mit Freunden zu chatten oder Fotos hochzuladen. Vielmehr kann auf diese Weise ein großes Publikum angesprochen werden. In der Folge entsteht eine weite Vernetzung. Doch fühlen wir uns durch so viel Interaktion wirklich glücklich – oder gibt es auch Nachteile? Wie entwickeln wir uns selbst im Rahmen dieser Möglichkeiten – wie beeinflussen diese aber unsere zwischenmenschlichen Beziehungen?

Die Rolle sozialer Medien in der Kommunikation

Wenn Sie bis vor wenigen Jahren mit einer anderen Person etwas besprechen wollten, war der direkte Austausch meist alternativlos. Egal, ob dieser in einem Treffen, einem Telefonat oder im Schriftverkehr zu sehen war. Heute verfügen wir dagegen über andere Voraussetzungen: Die Kommunikation erfolgt in vielen Fällen über das Internet. Mit kurzen Sätzen und dem Einsatz aussagekräftiger Emojis wird mitgeteilt, was gerade wichtig ist. Nicht selten wird die Interaktion nebenbei absolviert: Im Bus sitzend wird auf dem Smartphone die Nachricht getippt und innerhalb weniger Sekunden abgeschickt. Wir verhalten uns dabei deutlich distanzierter als in einem Gespräch, das wir mit jemandem führen, der vor uns steht.

Die gesamte Kommunikation aller Beteiligten reduziert sich auf das Wesentliche – und wird damit stark verknappt. Allgemein ist eine Abkehr vom Austausch miteinander zu beobachten. Demgegenüber äußert jede Person lediglich das, was ihr gerade auf dem Herzen liegt. Treffen, gemeinsame Erlebnisse und die daraus entstehenden Erinnerungen nehmen ab. Lose und enge Partnerschaften werden über Social Media geführt, wodurch zwar dank der großen Reichweite die Interaktion mit Menschen rund um den Globus möglich ist. Tatsächlich befriedigend sind solche Gespräche aber nur selten. Mitunter können sie sogar eine unpersönliche Note erhalten. Manches, was zu sagen wäre, bleibt unausgesprochen. Zudem fehlt es an der Gelegenheit, auch die nonverbale Kommunikation zu verwenden. Denn der Blick einer Person, ihre Gestik und Mimik sowie ihr Verhalten beinhalten ebenfalls wertvolle Botschaften.

Auswirkungen auf soziale Bindungen

Sicherlich vereinfachen die sozialen Medien auch einiges. Gerade der Kontakt zu Freunden und Bekannten wird auf eine Ebene geführt, auf der ein schneller Austausch durchaus sinnvoll sein kann. Nebenbei mit Kollegen das nächste Projekt besprechen, mit dem Freundeskreis über den Alltag plaudern oder vielleicht sogar alte Kontakte aufwärmen, die in den letzten Jahren etwas eingeschlafen sind. All das ist über das Internet möglich. Der Informationsfluss gewinnt an Geschwindigkeit: Eventuell haben auch Sie am Abend schon festgestellt, dass Sie über Instagram und Facebook an einem einzelnen Tag mit einer Vielzahl an Menschen kommuniziert haben, die Sie in dieser kurzen Zeit niemals hätten persönlich treffen können. Je oberflächlicher eine Beziehung geführt wird, desto mehr profitiert sie durch Social Media.

Anders sieht es dagegen bei allen Personen aus, die eine wichtige Rolle in unserem Leben spielen. Vorrangig natürlich die Familie sowie die Partnerin oder der Partner. Ihnen gegenüber reicht es nicht, Botschaften in kurze Sätze zu verpacken. So einfach und schnell die Unterhaltung über das Smartphone oder das Internet auch sein mag: In diesen Fällen sollte zumindest der überwiegende Teil des gegenseitigen Austauschs im direkten Miteinander erfolgen. Allerdings nehmen die Beispiele zu, die eine andere Entwicklung andeuten. Vor allem durch die Einschränkungen im Rahmen der Corona-Pandemie hat in vielen Familien die Zahl der Treffen abgenommen – die Unterhaltung via Chats und soziale Medien ist aber angestiegen. Eine vergleichbare Entwicklung lässt sich unter Partnern beobachten, die nicht in einer gemeinsamen Wohnung leben.

Selbstpräsentation und Identität

Natürlich stellt sich weiterführend die Frage, ob und wie wir uns unter dem Einfluss des digitalen Fortschritts verändert haben. Klar ist aber, dass immer mehr Menschen die sozialen Medien als Bühne nutzen, um sich selbst darzustellen – sich vielleicht auch ein wenig zu inszenieren. Nie war es so einfach wie heute, von sich selbst einen falschen Eindruck zu erzeugen und diesen gegenüber einem großen Publikum über lange Zeit hinweg aufrechtzuerhalten. Dabei muss gar nicht einmal böser Vorsatz unterstellt werden. Oft genügt es schon, wenn die Nutzer über Facebook und Instagram nur gute Erlebnisse mit ihren Followern teilen oder wenn sie aus einer umfangreichen Auswahl an Fotos und Videos lediglich die gelungenen hochladen. An dem Punkt bereits beginnt das Spiel mit der Unwahrheit.

Doch wie aussagekräftig ist ein Selbstbildnis, das die Täuschung der Betrachter zumindest einkalkuliert? Wie stabil kann das Selbstwertgefühl aufgebaut werden, wenn es im Austausch mit anderen Menschen bevorzugt den schönen Schein darstellt? Erschwerend kommt hinzu, dass die sozialen Medien den Vergleich mit Freunden, Kollegen oder gänzlich unbekannten Personen vereinfachen. Vielleicht haben Sie schon einmal etwas neidisch das Profil von jemandem durchgeklickt – und sich gefragt, warum Ihnen nicht auch solch ein tolles Leben vergönnt ist. Abermals gilt jedoch das zuvor Gesagte: Es sollte nicht alles geglaubt werden, was in den Postings durch Worte, Fotos und Videos angedeutet wird. Lassen Sie sich also nicht das Selbstbewusstsein beeinträchtigen, nur weil jemand schöne Strandbilder vorzeigt.

Konfliktpotenzial und Herausforderungen

Übrigens sind die Fehlinterpretationen getätigter Aussagen so alt wie die sozialen Medien selbst. Denn wo der direkte Kontakt fehlt, können weder Mimik noch Gestik des Gesprächspartners gedeutet werden. Zugleich fehlt die Möglichkeit, die Betonung seiner Worte wahrzunehmen. So werden simple Sätze falsch aufgefasst, es kommt zu Ungereimtheiten oder sogar einem offenen Streit. Andererseits wird manches positiver gelesen als es der Gegenüber gemeint hat. Zumal sich in den oftmals sehr knapp gehaltenen Botschaften kaum jemand die Mühe gibt, derlei Konfliktpotenzial zu vermeiden. Hilfreich können zwar die Emojis eingesetzt werden, die unterschiedliche Stimmungen ausdrücken sollen. Doch auch sie helfen in aller Regel nicht, ein Posting exakt so zu interpretieren, wie es von dem User gedacht war.

Weitere Negativpunkte sind in der Privatsphäre und dem Datenschutz zu sehen. Eventuell haben auch Sie beim Durchklicken des Profils eines Freundes schon Fotos gefunden, auf denen Sie abgebildet waren. Nicht jedermann ist darüber glücklich. Vor allem nicht in dem Wissen, dass derartige Aufnahmen nun einem weltweiten Publikum zur Verfügung stehen – und nicht immer gewiss ist, in wessen Händen die Bilder landen und was damit geschieht. Zwar können Sie Ihr eigenes Profil einschränken, sodass darauf nur bestimmte Personen einen Zugriff erlangen. Zumindest Ihre Fotos sollten damit theoretisch den Blicken Fremder entzogen werden. Praktisch ist es aber relativ einfach möglich, auch solche Nutzeraccounts auszulesen. Überlegen Sie also gut, welche Medien und welche Inhalte Sie letztlich mit Ihren Followern teilen möchten.

Chancen und Möglichkeiten

Was bleibt demgegenüber Positives zu sagen? Am ehesten sicherlich, dass es dank der sozialen Medien nie so einfach vorstellbar war, sich ein Netzwerk aufzubauen, das nahezu keinerlei Grenzen kennt. Ein Vorteil, von dem nicht nur Privatpersonen profitieren – sondern der es vor allem Selbstständigen und Unternehmen erlaubt, sich neue Zielgruppen zu erschließen, um Waren und Dienstleistungen zu verkaufen. Mehr noch, sogar das Recruiting neuer Mitarbeiter stellt heute immer stärker auf die Kontaktaufnahme via Instagram und Facebook ab. Selbst kleine Firmen, die eigentlich kein Budget für eine individuelle Werbemaßnahme besitzen, können sich über Social Media in Szene setzen. Daneben gelingt über das Internet der Austausch mit Gleichgesinnten deutlich einfacher, um wertvolle Informationen zu erhalten oder Menschen kennenzulernen.

Ebenso ist es möglich, mehr über Themen zu erfahren, die dem Nutzer am Herzen liegen. Sicherlich haben auch Sie bereits durch Facebook und Instagram von sozialen Projekten, Charity-Aktionen, Spendenaufrufen und anderen Wegen gehört, aktiv am Geschehen teilzunehmen und Probleme – egal ob nah oder fern – gemeinsam mit anderen Menschen zu lösen. Die Option der Teilhabe wird damit auf ein gänzlich neues Niveau gehoben. Engagieren Sie sich also für das, was Ihnen wichtig ist. Nutzen Sie dabei die Chance, von wachsenden Netzwerken zu profitieren, die relativ schnell derart stark werden können, dass Ihre Stimme ein Gewicht bekommt. Dank der sozialen Medien öffnet sich die Welt ein wenig für jedermann. Und es gilt, diese Chancen und das damit verbundene Potenzial nicht zu vergeuden.

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Fazit

Ob im Berufs- oder im Privatleben: Social Media hat längst die Gesellschaft derart geprägt, dass an Webseiten wie Facebook, LinkedIn, TikTok oder YouTube kein Weg mehr vorbeiführt. Ob darin ein Fluch oder ein Segen liegt, entscheiden letztlich alleine Sie für sich. Den zahlreichen Vorteilen stehen immerhin einige nicht zu leugnende Schwachstellen gegenüber. Insbesondere die sich verändernde Kommunikation zwischen den Menschen dürfte mehr schaden als nützen. Denn knappe Sätze, lieblos in das Smartphone getippt, werden ein ausführliches Gespräch unter vier Augen eben nicht ersetzen. Die sozialen Medien können sich daher immer dann lohnen, wenn relativ Oberflächliches schnell besprochen werden muss. Tiefgründiges in zwischenmenschlichen Beziehungen sollte hier nicht ausgetauscht werden – zumal nicht immer erkennbar ist, wer darauf einen Zugriff hat und was mit solchen Informationen geschieht.